*1939 in Bedö/Ungarn, lebte in Budapest.
+12. Mai 2018
Dichter, Literaturübersetzer, Pädagoge
„Warum ist das Schöne schön? Wenn wir ein Gedicht lesen, ein Gemälde betrachten, klassische, oder auch moderne Musik hören oder vor einer Skluptur bewundernd stehen bleiben, tun wir dies nicht, weil wir das Werk aufgrund seiner selbst, also unabhängig von uns Menschen, als schön empfinden. Tatsächlich bleiben wir stehen, weil darin das Wahre, das Echte zum Ausdruck gebracht wird. Jedes Kunstwerk, jedes vom Mensch verfasste und geschöpfte Produkt ist dadurch schön, eben weil es solche wahren Gefühle hervorrufen kann. Dazu ist nur die echte Kunst im Stande. Echte und wahre Kunst wird nur auf der Ebene der Philosophie gemessen. Durch sie können wir das Schöne als schön empfinden; denn schön ist dasjenige, was ohne Interesse gefällt.“
                                     Aus einem Brief an André Jenö Raatzsch, 2013
József „Choli“ Daróczi schreibt zunächst auf Romanes Gedichte und Kurzprosa, die in Stil und Duktus an die Lyrik des ungarischen Dichters und Volkshelden Sándor Petöfi (1823-1849) erinnern. Einen Großteil seiner Dichtungen übersetzt er selbst ins Ungarische. Zudem hat er mehrere seiner Lieblingsgedichte ungarischer Lyriker ins Romanes übersetzt. 1956, im Alter von sechzehn, zieht Choli mit seinen Eltern aus der Roma-Siedlung seines Heimatdorfes nach Budapest, wo er Grundschule, Abendgymnasium und schließlich die Hochschule absolviert. Seit den späten 1960ern arbeitet er als Dichter. 1971 erfährt er erste Anerkennung in der Literaturzeitschrift „Nagyvilág“, sowie bei der ungarischen Tageszeitung „Világosság“. Er ist Mitglied der Forschungsgruppe der ungarischen Akademie der Wissenschaften, welche von 1971-72 die soziokulturelle Lebenssituation der Roma untersucht. Seit Anfang der 1970er Jahre arbeitet er als Lehrer an Mittel- und Hochschulen, wie beispielsweise dem Lehrstuhl für Romologie, an der Pädagogische Hochschule in Zsámbék, sowie der „Kalyi Jag“ Mittelschule. Er ist der Gründer der zunächst halboffiziellen, später autorisierten Roma-Zeitung „Rom Som“ und Autor des einzigen bis zum heutigen Tag gebräuchlichen Lehrbuchs für Romanes. Seit der Entstehung von sog. Minoritätsgemeinden ist er der Vorsitzende der Roma-Minoritätsgemeinde im X. Bezirk in Budapest. In der Zeit von 1995-1999 ist er Abgeordneter der Landesgemeinde der Roma-Minoritäten in Ungarn. Zudem hat er das Alte und das Neue Testament ins Romanes übersetzt.