KAI DIKHAS - Ort des Sehens
Die Galerie Kai Dikhas, die 2011 im Aufbau Haus in Berlin eröffnet wurde, zeigt ständig wechselnde Ausstellungen von international bekannten zeitgenössischen Künstler_innen der Sinti und Roma aus ganz Europa. Die Galerie ist ein „Ort des Sehens“, so die Übersetzung des Namens aus dem Romanes, und eine Plattform für den selbstbewussten gleichberechtigten Dialog der Minderheit mit der Mehrheitsgesellschaft. Kuratiert werden die Ausstellungen von Moritz Pankok, der schon vor Eröffnung der Galerie Ausstellungen und Konzerte von Roma-Künstlern organisiert hat, und von Gast-Kuratoren, die der Minderheit angehören. Manager der Galerie ist Oliver Plöger.
Ausstellungen zeitgenössischer Roma-Kunst wie „Second Site“ in London 2006 oder der erste Pavillon für Roma-Kunst auf der Biennale Venedig 2007 unter dem Titel „Paradise Lost“ haben die Qualität der Roma-Künstler einem breiteren Publikum bekannt gemacht, waren jedoch nur temporäre Ausstellungen. Gab es vor der Eröffnung der Galerie Kai Dikhas keine permanente Institution, welche die Kunst der Sinti und Roma einer größeren Öffentlichkeit vorstellt, gibt es nun neben der Galerie Kai Dikhas die Gallery8 in Budapest, die von der Kunsthistorikerin und Aktivistin TÃmea Junghaus geleitet wird. Beide Galerien sind durch verschiedene Kooperationen miteinander verbunden.
Die Galerie Kai Dikhas präsentiert die wichtigsten international arbeitenden Künstler_innen der Minderheit: Ceija Stojka, Delaine und Damian Le Bas, Imrich Tomáš, Alfred Ullrich, Lita Cabellut, Manolo Gómez Romero, Daniel Baker, Valérie Leray u.a.
Diese nutzen alle heute üblichen Kunstformen: Performances, Installationen, Videos, Fotos, Grafik, Zeichnungen, Skulpturen, großformatige Bilder, und setzen sich auf sehr unterschiedliche Weise, oft ironisch, mit der Diskriminierung der Minderheit, den Stereotypen, denen sie fast täglich begegnet, auseinander.
Erweitert wird das Konzept durch das Angebot von CDs in Kooperation mit den Berliner Asphalt Tango Records und von Büchern zu Themen der Minderheit.
Die Galerie arbeitet eng mit Vertretern der Roma-Selbstorganisationen zusammen und wurde von Anfang an von Romani Rose, dem Vorsitzenden des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, unterstützt, der das Vorwort zum ersten Katalog schrieb und die erste Vernissage besuchte. Inzwischen haben das Dokumentationszentrum und fünf weitere Organisationen der Minderheit eine Dependance im Aufbau Haus eingerichtet. AspE und RomnoKher betreiben hier das Bildungsinstitut RomAs und gemeinsam mit der Galerie den Kunstraum Dikhas Dur, in dem die Galerie ihre Sammlung präsentiert und Veranstaltungen stattfinden. Das Aufbau Haus ist durch die beharrliche Arbeit des Kurators Moritz Pankok in vier Jahren zu einem in Deutschland einmaligen Ort der Zusammenarbeit von Roma-Organisationen mit Einrichtungen der Mehrheitsgesellschaft geworden.
Moritz Pankok, Oktober 2015