Lita Cabellut, Manolo Gómez Romero, Gabi Jiménez, Henrik Kállai, Damian Le Bas, Delaine Le Bas, Imrich Tomáš, Alfred Ullrich, Kálmán Várady
STOPPING PLACES III
Pressemitteilung vom 4. November 2013
06. Dezember 2013 - 18. Januar 2014
Sehr geehrte Journalistinnen und Journalisten,

die GALERIE KAI DIKHAS – die Galerie für zeitgenössische Kunst der Sinti und Roma -  zeigt vom 7. Dezember 2013 bis 25. Januar 2014 die Gruppenausstellung STOPPING PLACES IIII. Die Eröffnung findet am Freitag, den 25. Oktober 2013 von 19 bis 21 Uhr im Aufbau Haus am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg statt. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen.

Die Galerie hält inne und wirft mit fünf zeitgenössischen Künstlern der Minderheit der Sinti und Roma aus ganz Europa einen Blick zurück auf zweieinhalb Jahre bewegte Ausstellungsarbeit und mehr als 25 Ausstellungen im In- und Ausland. Stopping Place heißt soviel wie Rastplatz oder Ruhestelle. Was bedeuten STOPPING PLACES für uns? Wir sind keine nomadische Galerie. Aber die Kunstwerke sind für uns Wegmarken, an denen wir reflektierend nach vorne und zurück blicken.

 Nachdem die Vorgängerausstellungen STOPPING PLACES I (2011) und STOPPING PLACES II (2012) sich mit der Frage nach Identität und der Bedeutung der Deutungshoheit über selbige befassten, ist STOPPING PLACES III gleichermaßen Bilanz und Gegenwartsdiagnose. Dem diesjährigen Ruf nach einem gemeinsamen Stopping Place sind sechs sehr unterschiedlich arbeitende Künstler gefolgt. Das Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Kaleidoskop, sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen, künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, wie auch des divergierenden Umgangs mit der sie einenden Thematik.

STOPPING PLACES III fragt auch nach dem Umgang mit dem  in Gesamteuropa eskalierenden Antiziganismus: DOES HISTORY REPEAT ITSELF? Die Situation der europäischen Roma lenkt den Blick davon ab, zu sehen, dass die Roma ein transnationales Volk sind, dem es trotz heterogener Lebensweisen und der Herkunft aus unterschiedlichsten indischen Völkern gelungen ist, sich in der Diaspora als Einheit zu begreifen -  etwas, was in Europa erst noch gelingen soll.

Die Galerie Kai Dikhas freut sich auch zwei neue Künstler, den Spanier MANOLO GÓMEZ ROMERO und dem Ungarn HENRIK KÁLLAI, zeigen zu dürfen und sie gleichzeitig für das Jahr 2014 anzukündigen.

Die Arbeiten des Autodidakten MANOLO GOMEZ sind Ausdruck des eigenen Lebensgefühls und ein Bild seiner Umgebung. Sie sind ein Versuch, durch Schwingungen, abstrakte Expression und mittels dynamischer Farbwürfe auf eine zeitgenössische Weise die alten Emotionen der Kultur der spanischen Gitanos darzustellen. Wir zeigen Gomez Entwurf für ein noch nicht realisiertes Wandbild, welches er in einem großen Ölgemälde angefertigt hat. In die abstrakte Arbeit mit dem Titel „El Holocausto“  bezog der Künstler seine eigene Familie auf gleichsam spielerische, wie erschreckende Weise in den Porajmos, ‘das Verschlingen‘ wie Roma das Genozid an ihrer Volksgruppe während der Nazizeit oftmals bezeichnen, mit ein: Es sind die Fußspuren seiner eigenen Kinder, die durch das sonst abstrakte Bildnis wandern. 

Das Hauptmedium des Ungarn HENRIK KÁLLAI ist die Malerei. Dabei kommt es ihm vor allem auf den kreativen Akt des Malens an, weshalb er in seinen Ausstellungen gerne auch vor Publikum malt. Wir zeigen zwei Ölgemälde „Exorzismus“ (2012, Acryl auf Holzfaser) und „Jenseits des Verlangens“, (2012, Acryl auf Leinwand). Darin bildet er eine künstlerische Zwischenwelt ab, in der fiktive Formen, Erinnerungen und die Realität einen eigenen, zeitunabhängigen Raum bilden und es dem Betrachter obliegt, was er darin sehen will.

Die vier weiteren Positionen der Ausstellung sind den Besuchern der Galerie in guter Erinnerung:

Die Kunstwelt des KÁLMÁN VÁRADY stellt durch ihre Intensität eine Alternative zu einem konventionellen Dasein dar. In barocker Vielfalt begegnen uns Verweise auf andere Kulturen und Epochen und entsprechende Gegenstände. Wir zeigen die neusten GYPSY WARRIORS VIII und IX; Marienfiguren, die in sich christlich-katholische und heidnische Symbolik vereinen, indem sie von Várady mit Fotografien, Postkarten, Knöpfen, kleinen Hörnern, Ketten, Zähnen und Amuletten assembliert wurden.

In wilden Assoziationen über die Eigen- und Fremdwahrnehmung spielt der britische Künstler DAMIAN LE BAS mit Symbolen und Traditionen der Sinti und Roma. Er arbeitet in der Technik der Collage und platziert Gegenstände aus Alltag und Geschichte auf Landkarten oder überzieht diese malerisch mit
seinen Bildwelten. Die bei STOPPING PLACES III gezeigten Maps sind auf alten Schullandkarten aufgebracht und im Rahmen des im diesem November im Gorki Theater veranstalteten Herbstsalons entstehen.

Die von seiner Ehefrau DELAINE LE BAS teilweise üppig verzierten und mit bunten Stickereien versehenen Stoffarbeiten, führen die Assoziationen, die man diesem Medium gegenüber hat, ad absurdum. Stoffe, erscheinen zunächst per se unschuldig, warm und weich. Wenn sie dann noch bunt bestickt sind, wird man unweigerlich an Heimeligkeit und Gemütlichkeit erinnert. Delaine Le Bas unterminiert diese Gefühle und reflektiert die heimische Enge und eigene Erfahrungen der Ablehnung und Ausgrenzung.

Der spanisch-französische Künstler GABI JIMÉNEZ präsentiert zwei bemalte Gitarren. Auf treffende wie humorvolle Weise kommentieren seine Kunstwerke Transformationen von Identitäten, wie die andauernde Ausgrenzung seines Volkes. Auf seinen Gitarren sieht man zwischen gemalten Stacheldrähten ironisierte Ikonen der Gitano Kultur wie spanische Stiere oder Wohnwagen. Von letzteren sagt der ehemalige Flamenco Gitarrist, dass er sie malt seit er Künstler ist und nicht mehr in einem Wagen wohnt, sondern wie fast alle vermeintlich fahrenden Roma in einem Haus.

Von der gebürtigen Katalanin, der in Den Haag lebenden und weltweit ausstellenden Ausnahme-Malerin LITA CABELLUT zeigt die Galerie nach der viel beachteten Eröffnungsausstellung CÁMARON der Galerie im Jahr 2011 und der Präsentation ihrer Portraits von Charly Chaplin auf der diesjährigen Berliner Kunstmesse PREVIEW nun Druckgrafiken mit unterschiedlichen Motiven ihres Schaffens. Auch in ihren Siebdrucken gelingt es der Künstlerin, ihr an Nuancen und Texturen reiches Können unter Beweis zu stellen.

Im Rahmen der Eröffnung präsentiert die GALERIE KAI DIKHAS ihren neuen Katalog ORT DES SEHENS 3. Mit Texten von Damian James Le Bas  und André Jenö Raatzsch. Das Vorwort stammt von dem ungarischen Dichter József „Choli“ Daróczi.

STOPPING PLACES III
LITA  CABELLUT . DAMIAN LE BAS . DELAINE LE BAS . MANOLO GÓMEZ ROMERO . GABI JIMÈNEZ . HENRIK KÁLLAI . KÁLMÁN VÁRADY

LAUFZEIT 7. Dezember 2013 bis 25. Januar 2014
ERÖFFNUNG Freitag 6. Dezember 2013 . 19 - 21 Uhr
ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Samstag . 12 - 19 Uhr
ORT Galerie Kai Dikhas . Aufbau Haus am Moritzplatz

 
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