George Vasilescu
THE GOLDEN CAGE OF THOUGHTS
Pressemitteilung
16. August - 19. Oktober 2013
DER KÃœNSTLER
Die künstlerische Arbeit des Rumänen George Mihai Vasilescu (*1984) ist die Verwirklichung eines nicht realisierten Traums, nämlich den, seiner ihm kaum bekannten Mutter, Künstlerin zu werden. Während er selbst weitgehend getrennt von seiner Familie bei seiner Tante aufwuchs, nahm er weite Wege und erhebliche Schwierigkeiten in Kauf, um ihr und sich diesen Wunsch zu erfüllen. Heute signiert er manche seiner Werke mit ihrem Namen „Canuta“ (romanes für „kleine Tasse“). Bald nach seiner ersten eigenen Ausstellung im Theatersaal seiner Heimatstadt Ploiesti im Jahre 2008, machte er sich auf die Suche nach den Wurzeln seines Volkes. Im fernen Bangladesh, wo seine nächste Ausstellung stattfand, entdeckte er viel Vertrautes im Umgang der Menschen untereinander, wie auch in der dortigen Kultur. Vasilescu entdeckte also in der Kunst, wie in der vermeintlichen Fremde, die doch vor vielen hunderten Jahren Ursprung seines Volkes war, seine Heimat.

DAS WERK
Vasilescu lotet in seinen Arbeiten zwischenmenschliche Beziehungen und die menschliche Verfasstheit aus. Seine Werke sind, meist das Gegenteil darstellend, ein Ruf nach Zuneigung und Geborgenheit. Symbolhaft entsteht eine zuweilen rätselhafte und dichte Parallelwelt. Seine Figuren erinnern an mythologische Zwischenwesen und könnten der phantastischen Welt eines Stanislaw Lem entsprungen sein. Seine Skulpturen sind in der Stille erstarrte, seltsam anthropomorph anmutende Wesen. Anstelle von Köpfen tragen sie goldene, filigran erscheinende Kopfkäfige. Die Figuren sind Vasilescus eigener, phantastischer Realismus, um Kälte und Einsamkeit darzustellen und um einen Weg aufzuweisen, selbiger zu entkommen.

DIE TELLER
Die mit Ölfarbe beschichteten Porzellanteller, auf denen jeweils ein weißer, gekrümmter Fötus liegt, ist der Prolog zu den Käfigskulpturen. Der Teller ist Nest und Malerpalette und der Punkt, von dem alles seinen Ausgang nimmt. Malerei steht hier für Nestgefühl, Heimat, Schutz, aber auch für Einsamkeit und Nacktheit. Vasilescu hat für die Ausstellung vier von diesen einsamen, von einander getrennten Geschöpfe gestaltet.

DIE SKULPTUREN
Die Idee zu THE GOLDEN CAGE OF THOUGHTS kam Vasilescu im Sommer 2011, als er auf einer Insel im Norden Norwegens half einen alten Leuchtturm zu renovieren. Damals entstanden auch erste Skizzen. Das Bild des Leuchtturms ist zweifelsohne in die Skulpturen mit eingeflossen, es scheint als wären seine Figuren einsame, monadische Leuchtturmwesen. Im Januar und Februar 2013 setzte er seine Ideen um und „materialisierte das Inkubierte“ (Vasilescu). Die Skulpturen sind in allen Schattierungen mit Acrylfarben bemalte Arbeiten aus Draht und Gips. Manchmal wird der zugrunde liegende Draht als Nervenbahn sichtbar und erinnert daran, wie fragil die Objekte sind, wie leicht zu zerstören.

Zunächst entstand die Skulptur THE FATHER (2013), als letztes KISS II (2013) – man kann an den Figuren eine ästhetisch-formale Entwicklung nachvollziehen. Es scheint, als würde Vasilescu eine unfreiwillige Metamorphose festhalten, bei der zunächst der Kopf höher und höher hinauswächst, die Form eines goldenen, filigranen Käfigs annimmt, der manchmal eine Art Schrei auszustoßen scheint, bis schließlich der ganze Körper zu einem großen anthropomorphen, organischen Käfig heranwächst.

Die Wesen sind gefangen in ihren Vorstellungen. Diese lähmen sie und hindern sie an einem ungehemmten, lebensfreundlichen Miteinander; sie setzen sich den Käfig selbst auf. Aber auch in der „Gefangenschaft“ sind offenbar Liebe und Nähe, beziehungsweise neue Formen davon möglich: Die Gefangenen verwachsen miteinander, ob dies freiwillige, tröstende Verwachsungen sind, oder unfreiwillige, schmerzhafte, ist dem Betrachter überlassen. Aber offenbar schreitet die  Metamorphose linear voran, denn schließlich erinnern die Streben mehr und mehr an florale Formen, an Schlingpflanzen oder Blüten und immer weniger an kaltes Metall.

Die beschriebene Dramaturgie kann man auch an den Titeln der Skulpturen, die Namen tragen wie THE FATHER, THE CAGE, SOLITUDE, THE JAILOR, THE SILENCE, THE GUARDIAN, THE DANCE, THE COUPLE, FAITH, KISS II, BIRTH, AND....FREEDOM, UNCHAINED (alle 2013) nachvollziehen. Bei UNCHAINED schließlich sind die Gitterstäbe auseinandergespreizt und erschlafft, wie eine überreife Blüte, der gefesselte Mensch hat seinen Käfig – der vielleicht nur ein pervertierter Kokon war - verlassen und ist frei. Er hat sich selbst wie Houdini entfesselt, indem er den Käfig in eine Blütenknospe verwandelte. Und er hat sich selbst darin gefunden.

Liegt der Befreiungsprozess also in der Arbeit und dem Anerkennen der Käfigexistenz? Und sind die vorhin angedeuteten Föten auf der Palette die Vorläufer der Käfigmenschen? Befreit man sich aus dem Käfig, der Matrix, indem man an ihm arbeitet, indem man seine Gedanken befreit, seine Vorurteile, vorgefassten Meinungen?

GEORGE VASILESCU . THE GOLDEN CAGE OF THOUGHTS
DATUM  17. August bis 4. Oktober 2013
ERÖFFNUNG Freitag, den 16. August 2013 . 19 – 21 Uhr
ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Samstag . 11 – 19 Uhr

ORT Galerie Kai Dikhas . Aufbau Haus Am Moritzplatz . Prinzenstr. 85 D . 10969 Berlin-Kreuzberg
Tel 030 . 343 99 309 . Fax 030. 346 636 43 . info@kaidikhas.com . www.kaidikhas.com
Pressekontakt Sophie Nikolitsch

presse@kaidikhas.com
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