Tamara Moyzes
ARTIVISM
Pressemitteilung vom 1. Juli 2014
10. Juli - 09. August 2014
Sehr geehrte Journalistinnen und Journalisten, 

 
die GALERIE KAI DIKHAS - die Galerie für zeitgenössische Kunst der Sinti und Roma - zeigt vom 10. Juli bis zum 9. August 2014 die Soloschau ARTIVISM der Prager Künstlerin Tamara Moyzes. Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 10. Juli 2014 von 19 bis 21 Uhr im Aufbau Haus am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg statt. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen.
 
In ihrer Ausstellung ARTIVISM präsentiert sich Tamara Moyzes als politisch engagierte und international tätige Künstlerin, die in ihrer Arbeit Missstände aufdeckt und mit intelligenten Interventionen zu einer weniger gewalttätigen Welt inspirieren will. Sie nutzt dazu medienübergreifende künstlerische Mittel und schafft, zum Teil in Anlehnung an Vorgänger wie die Black Panther Bewegung zum Teil aber auch genuin neuen, künstlerischen Aktivismus. Ihre unterschiedlichen in der Ausstellung präsentierten Aktionen, sind aber nicht nur durch ihre Person miteinander verbunden. Sie alle eint der in ihrer kritischen Weltsicht geborgene Glaube an die Möglichkeit einer besseren Welt. Tamara Moyzes ist Vorreiterin und Teil einer neuen Kunstrichtung, des „Artivismus“, der künstlerische Praxis mit politischer Aktion verbindet und der in den letzten Jahren zum Beispiel im Zusammenhang mit den Veränderungen im Nahen Osten, in Tunesien und Ägypten, seinen machtvollen Einfluss gezeigt hat.
 
Tamara Moyzes Hauptmedium ist die Videokunst, die sie oft in installativer Form präsentiert. Sie ist eine politische Persönlichkeit, die sich mit Themen wie Gender, Rassismus, Antizganismus, dem Palästina-Israel-Konflikt und – als Kuratorin von Künstlern der MENA-Region – auch mit dem Orientalismus beschäftigt. Ihre Arbeiten bestehen im künstlerischen Aktivismus, die Kunst ist eine Form des pointierten Protests und der Entlarvung gesellschaftlicher Zustände – nicht durch eine akademische Äußerung, sondern durch eine direkte künstlerische Intervention. Mit den Mitteln von Satire und Verschärfung des Erlebten demaskiert sie gesellschaftliche Zustände.

Aufgrund ihrer Herkunft - die Künstlerin wurde 1975 in Bratislava sowohl als Nachkomme jüdischer als auch Roma-Vorfahren geboren - und des Lebens an wechselnden Aufenthaltsorten agiert Tamara Moyzes aus der Perspektive einer Schnittmenge von Minderheiten. Ihr Handlungsmoment speist sich somit aus eigenen Erfahrungen als auch aus Empathie. Ihre persönlichen Erlebnisse sowie ihre Zusammenarbeit als Kuratorin mit palästinensischen Künstlern zeigen Verbindungen zwischen Antiziganismus und Orientalismus. Beide Phänomene basieren auf nicht-selbstbestimmten Fremdbildern und rassistischen Klischees. Die Unterdrückung der Freiheit im Nahen Osten wie auch die Bedrohung der Sinti und Roma in Europa lassen Tamara Moyzes keine andere Wahl als zur Kamera zu greifen und sich mit ihren Arbeiten einzumischen. Sie wird dabei als Autorin oder auch Darstellerin ihrer Videos zu einer am Geschehen Beteiligten. Das logische Einbeziehen ihrer eigenen Person dient keinem Zweck der Selbstinszenierung, es transportiert die Dringlichkeit, mit der sie ihren Zuschauern die oft schwer zu verkraftenden Werke präsentiert.
 
Ihre eigenen Erfahrungen und die vielfach negativen Reaktionen auf ihre Arbeiten bestätigen, in welchem Ausmaß die Meinungsfreiheit und die Grundrechte in unserer Gegenwart tatsächlich gefährdet sind. Während einer Gedenkveranstaltung für drei tschechische Opfer eines Flugzeugabsturzes protestieren die Aktivisten David Tišer und Tamara Moyzes gegen die zahlreichen Übergriffe auf Roma und Proteste, die tschechische Neonazis gegen Roma organisieren, an denen sich in Tschechien aber auch „normale“ Bürger beteiligen. In „Silent is Consent!“ tritt zutage wie derartige Tendenzen von der Öffentlichkeit unbeachtet bleiben.


Mit ihrer tschechischen Künstlerkollegin Věra Duždová hat sie die Künstlergruppe „Kale Panthera“ ins Leben gerufen, angelehnt an die frühere Bürgerrechtsbewegung „Black Panther“ in den USA. Mit dieser neuen Gruppe setzt Moyzes künstlerische Interventionen um, die uns an die so notwendige Wachsamkeit gegenüber Ausgrenzung und Unrecht erinnern.
 
Mit Einkaufswagen und Davidstern demonstriert die Künstlerin 2012 mit einigen Freunden gegen den Bau eines Einkaufszentrums auf einem Grundstück, das einst als Sammelplatz für die Deportation von über 44 000 Prager Juden genutzt wurde. Die den Bauherren von der Stadtverwaltung auferlegte Bedingung der Errichtung einer Gedenkstätte wird von den Investoren nicht beachtet. Unter dem Titel "Holocaust Memorial at Prague 7" visualisiert die Künstlerin ihre Performance in der Galerie Kai Dikhas, neben Videoarbeiten und wandhohen Farb-Fotografien setzt sie diese und weitere Aktionen installativ in Szene.

Wir laden Sie herzlich ein die Künstlerin persönlich bei der Eröffnung im Gespräch kennenzulernen und Fragen zu stellen.
 
 
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