David Hardy . Suisse Marocain
Suisse Marocain . ART GYPSIE ... pas grave
09. Mai 2017
Sehr geehrte Journalist*innen,
der aus Koblenz stammende Künstler David Hardy, genannt Suisse Marocain, verkörpert das Kosmopolit-Sein wie kaum ein anderer. So unwahrscheinlich wie sein Name scheint, der „Schweizer Marokkaner“, so sind auch die Geschichten, die er in unablässig geschaffenen Bildern, Zeichnungen, Collagen und Reisetagebüchern erzählt. Als Mitbegründer des bekannten Pariser Kunstzentrums 59Rivoli lebt und arbeitet Suisse Marocain auch dort, in einem installativen Sammelsurium von Objekten, in seinem persönlichen „Musée d’Igor Balut“. Irgendwo zwischen Paris, derartigen Unorten und unbekannten Ländern ist Suisse Marocain derjenige, der sich für alles interessiert, der alles und jeden für seine Kunst und sich selbst vereinnahmt - dabei nennt er sich selbst „Roi de Rien", der „König des Nichts“. Sein ständiges Schaffen, seine in einem Strom entstehenden Arbeiten sind Widerstand gegen unsere mal rational- und pekuniär-, mal national- und angst-getriebene Welt.

Suisse Marocains opulente Zeichen-Reisetagebücher überschreiben alte Kassenbücher, die Kontorbücher aus imperial-kolonialen Zeiten zu sein scheinen. Gerne übermalt er Landkarten zur Unkenntlichmachung verzeichneter Grenzen.
Seine Werke sind gleichzeitig zeichnerische Dokumente seiner Umgebung wie surreales Weiter-Wuchern seiner Beobachtungen. Mit Skizzen, Kopien und Collagen macht er sich die Welt zu eigen. Bemalt sind auch die Koffer, in denen seine Werke anreisen. Suisse Marocains Kunst ist eine selbstbewusste Antwort auf all so etwas wie einen „guten Geschmack“ oder Konvention. Und doch ist das, was entsteht, eine genauso zarte wie zerbrechliche Alternativ-Welt, die aus den vorgefundenen vermeintlichen Kuriositäten eine eigene Welt erschafft. Eine, in der das Anderssein nicht mehr eine viel diskutierte Frage ist, sondern eben faktische und selbstverständliche Realität.

Die Menschen, die Suisse Marocain begegnen, werden Komplizen in diesem Blick auf die Welt - und sie werden involviert. Nun auch die Galerie Kai Dikhas, in der Suisse Marocain als erster Nicht-Rom überhaupt offiziell ausstellt. Er nennt seine Schau ART GYPSIE … pas grave und schiebt damit dem bekannten Stereotyp des freien Nomaden ein augenzwinkerndes und ironisches „ist nicht so schlimm“ hinterher. Denn seine Heimat wie auch die seiner Künstlerkolleg*innen ist die Kunst. Und die wollen wir mit dieser Ausstellung feiern.

Viele der Objekte im Musée d’Igor Balut stammen aus Madagaskar, dieser großen tropischen Insel im Indischen Ozean, die quasi ein eigener Kontinent und ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen ist - einer weiteren Wahlheimat des Koblenzers. Für ART GYPSIE ... pas grave hat Suisse Marocain nun befreundete Künstler*innen eingeladen, für die Madagaskar ebenfalls ein Inspirationspunkt in ihrem Schaffen bedeutet. Da ist der deutsche Sinto und Kai Dikhas-Künstler David Weiss, der Suisse Marocain zufällig während es Studienaufenthaltes in Madagaskar kennenlernte und dem es jüngst in Burkina Faso gelang, seine Kunstfigur Bumbo in Bronze zu gießen (dieser Guss wird erstmals in dieser Ausstellung präsentiert), oder Stefano Alaimo, Sohn französisch-italienischer Eltern, der in Madagaskar aufwuchs und nun japanisch anmutende schwarz-weiß Zeichnungen erschafft. Weitere beteiligte weltbürgerliche Künstler sind Aliocha, DODA, Ralf Marsault, Pierrot Men, Xhi et M’aa sowie Buchkunst der Edition Martial.

Suisse Marocain spendet seinen Anteil an den Erlösen der Verkäufe dieser Ausstellung der madagassischen Schule Finoana. Die im Aufbau Haus ansässige Theresia-Zander-Stiftung wird diese Spende verdoppeln.

Zur Vernissage wird die Modedesignerin Cyra Brinker ihre erste Kollektion präsentieren, die von Künstler*innen der Galerie inspiriert wurde.


Unterstützt von der

                    
                    
ERÖFFNUNG Freitag, 9. Juni 2017 . 19-21 Uhr
LAUFZEIT 10. Juni bis 2. September 2017 . Eintritt frei
  Mittwoch bis Samstag . 12-18 Uhr u.n.V.
ORT Galerie Kai Dikhas und Kunstraum Dikhas Dur Aufbau Haus am Moritzplatz
  Prinzenstraße 84.2 I 10969 Berlin
  Zugang über die Galerie Kai Dikhas



 
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