Valérie Leray, Moritz Pankok, Nihad Nino Pušija, André Jenö Raatzsch
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2016
13. Oktober 2016
Sehr geehrte Journalistinnen und Journalisten,



im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography 2016 diskutieren die Künstler_innen und Kurator_innen Valérie Leray, Nihad Nino Pušija, André Jenö Raatzsch und Moritz Pankok, wie die gesellschaftliche, ökonomische, kulturelle und politische Bedeutung von Sinti- und Roma-Darstellungen im Zeitalter der Partizipation neu konstruiert wird.
Inwiefern kann Dokumentarfotografie als Diskurs über Gesellschaft und Lebensmöglichkeiten verstanden werden? Welchen Beitrag leistet sie, das zugrundeliegende Medienverständnis kritisch zu betrachten? Welchen Konstruktionen unterliegt die Darstellung der medialen Realität?

„Die Bilder von den Massenmedien bestimmen unsere Wahrnehmung und unsere Erinnerungsbilder. Die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann schreibt ihnen ‚im Menschheitsgedächtnis die Funktion eines Relais zu, in dem sie ihre Kraft neu aufluden oder gegebenenfalls in ihrer Bedeutung umgekehrt, d. h. energetisch invertiert wurden.’ Wie stark die Macht der Bilder heute ist, haben Studien in den Vereinigten Staaten nachgewiesen. Demnach beziehen junge Leute ihr Geschichtsbild nicht mehr aus Geschichtsbüchern, sondern aus Hollywoodfilmen. So wird ‚Schindlers Liste’ von der jüngeren Generation nicht als Spielfilm, sondern als dokumentarisches Zeugnis wahrgenommen. Für Assmann ist unser Gedächtnis ‚nicht mehr mit Geschichten und Charakteren beladen, sondern mit frei flottierenden Bildern.’“1
 
Die Erinnerungskultur in einer auf gleichberechtigter Bürgerschaft und Partizipation beruhenden Demokratie muss fähig sein, „diese Bilder in Frage zu stellen, zu dekonstruieren und in ihren jeweiligen sozialen Kontext zu stellen. Zudem brauchen wir dringend eine Bildsprache, in der Sinti und Roma „nicht als Objekte dargestellt, sondern als Subjekte wahrnehmbar werden.“2
Wie das möglich wird und welche Form von (Neu-)Konzeption der Dokumentarfotografie dringend notwendig ist, soll im Rahmen von Konstrukt und Realität diskutiert werden.

Text von André Jenö Raatzsch

1 Vgl. Aytaç Eryılmaz & Martin Rapp: Geteilte Erinnerungen. In: Projekt Migration. Ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes. Kölnischer Kunstverein, Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e. V.,  DOMiT, Institut für Kulturanthropologie der Universität Frankfurt/Main a.M., Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst, HGK Zürich und DuMont Literatur und Kunst Verlag [Hrsg.]: 2005.   
2 Ebd.


TERMIN Donnerstag, 20. Oktober 2016 . 20 Uhr . Eintritt fei
ORT Kunstraum Dikhas Dur . Aufbau Haus am Moritzplatz
  Prinzenstraße 84.1 I 10969 Berlin

Bei RĂĽckfragen stehen wir Ihnen gerne zur VerfĂĽgung:
Moritz Pankok MA (KĂĽnstlerischer Leiter)
Mi-Kyung Jun MA (Galerie Management)
Tel. 030 - 343 99 309 . presse(at)kaidikhas.com
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