Gabi Jiménez, Damian Le Bas
GYPSYLAND
26. Januar - 09. März 2012
 
 
 Damian Le Bas „New Commercial Magical Gypsy Map of the World“, Mischtechnik auf Landkarte, 2007


„Ihr, die Ihr die Karawanen seht, die Verbrecher, Diebe, Nomaden, die Unzulänglichen, die Probleme, die Zigeuner, die Parasiten in Eurer Gesellschaft, die Schmuddelkinder, lasst mich Euch sagen, was ich sehe: das Leben, die Familie, das Glück, die Lebensfreude, einen unbändigen Überlebenswillen, die Kraft weiterzumachen, den Glanz in den Augen der Kinder.“ – Gabi Jiménez

 
 
GYPSYLAND
 
Damian Le Bas. Gabi Jiménez
 

Kann ein kulturelles Heimatgefühl ein eigenes Land ersetzen? Gibt es eine geistige Heimat der „Zigeuner“? Der Philosoph Jürgen Habermas beschreibt die kulturelle Identität als kollektives Erleben einer Gruppe oder Gesellschaft. Die epochenübergreifende geschichtliche Existenz schafft eine geografische und soziale Orientierung. Man schafft ein Zugehörigkeitsgefühl über Sprache, Religion, Wertvorstellungen, Sitten und Gebräuche.

Was passiert aber, wenn die Gruppe über den gesamten europäischen Kontinent verteilt ist?  

Wo liegt Gypsyland? Ist alles Utopie? Fiktion? Schafft die Kunst Raum für dieses Land?

Trotz anhaltender Diskriminierung der größten Minderheit Europas zeigt die Ausstellung das neue Selbstbewusstsein der Sinti und Roma Künstler: Ihre Kunst zeigt die kulturellen Wurzeln, den Wunsch nach einer ideellen Heimat, einem Zufluchtsort für kreative Ausdrucksweisen.

Der englische Roma Künstler Damian Le Bas und der französische Roma Künstler Gabi Jiménez loten ihre Spielräume aus. Dabei betrachten die Künstler sich und ihre Arbeiten nicht ohne Selbstironie. Ihre Kunst spielt mit den Symbolen und Traditionen der Sinti und Roma, in Reflexion über die Eigen- und Fremdwahrnehmung ihrer Minderheit.

Die beiden verbindet eine langjährige Künstlerfreundschaft. Diese intensiviert sich durch gemeinsame Ausstellungsprojekte, etwa die Teilnahme beider am ersten Roma Pavillon 2007 Paradise Lost auf der Biennale in Venedig. In Ihren Werken hinterfragen sie ihre kulturellen und geschichtlichen Wurzeln. Die Arbeiten der beiden Künstler ergänzen sich in kongenialer Weise- beide enthüllen die gängigen Stereotypen über Sinti und Roma. Die Freundschaft der beiden Künstler wird sich in einem gemeinsamen Werk manifestieren, welches sie in der ersten Ausstellungswoche in der Galerie schaffen werden.

Während Damian Le Bas in der Technik der Collage arbeitet und Gegenstände aus Alltag und Geschichte auf Landkarten platziert oder diese malerisch mit seinen Bildwelten überzieht, schafft Gabi Jiménez ein ironisches Pop- Universum. Der Wohnwagen, eine Ikone der Roma, findet sich in unterschiedlichen Zusammenhängen repetitiv wieder. Seine Bilder muten wie Street Art an. An anderer Stelle verwendet er Symbole der Schwarzen Magie und versucht, diese ironisch zu brechen. Etwa, wenn er einen Hahnenfuß auf einen Sockel stellt, ihn ein Messer tragen lässt und die Krallen mit rotem Nagellack lackiert.

 

Damian Le Bas, geboren 1963 in Irland, arbeitete zunächst als Musiker, um dann die Malerei zu entdecken. Er besuchte die Royal Academy of Arts in London. Seine Arbeiten zeigen die Tradition der Irischen Traveller; irische Roma Erzählweisen, lyrische Andeutungen und poetische Figuren. In der Reihe zeigen sich die Roma als ein Volk, verteilt über mehrere Kontinente. Sie wirken aufgrund ihrer Vielzahl, ihrer Anwesenheit. Wer sagt, die Sinti und Roma haben kein Zuhause? Die größte Komplexität zeigen die Werke in der Erkundung des eigenen Daseins und in der Verknüpfung der Themen, zwischen dem Gefühl, sich in der Gegenwart und in der geschichtlichen Tradition als Roma zu verstehen. Bezogen auf seine Stellung in der Gesellschaft in Großbritannien und in der Welt spiegeln sich die Fragen in seinem Werk: Bin ich einer von Ihnen? Wo ist mein Zuhause? Und wer bin ich?

 

Gabi Jiménez wurde als Sohn spanischer Gitanos 1964 in Paris geboren. Seine Arbeiten spiegeln das Leben der Sinti und Roma der Gegenwart: Das Glück ebenso wie das Elend, die Lebensfreude ebenso wie die empfundene Orientierungslosigkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl wie die Schikanen und Verfolgungen durch andere. Jiménez leuchtende Farben heben die Schwere auf, der Inhalt der Bilder impliziert sie. Neben den vermeintlich bekannten Karavans der „Zigeuner“ bevölkern grazile Silhouetten und grobschlächtige Figuren seine Bilder, changierend zwischen Hoffnung und Zukunftsangst. So kann man sich der Kraft der Bilder nur schwer entziehen.

Der Zyklus „Gitans, vos papiers!“ wurde in Frankreich bereits ausgestellt und bewegt sich zwischen Leben und Tod, zwischen der Gegenwart und den Ermordungen im Dritten Reich.

 

Beide Künstler erschaffen einen Zyklus des Erzählens, Bilder der Hysterie gegenüber Roma, der Verfolgung und der Diskriminierung. Die Zeichnungen und Figuren haben etwas Comic- Haftes und verdichten sich zu einer gemalten „oral history“, der Tradition alter Völker in der Welt.

Oder sind wir am Ende etwa in „Disneyland“, einem Ort wo der Schein das Sein bestimmt? Genau hier liegt die Ironie der Existenz. Und am Ende dieser Reise, wo werden wir ankommen?

 
 
 
GYPSYLAND
Damian le Bas. Gabi Jiménez
 

Datum 27.Januar 2012 bis 09. März 2012

Eröffnung Donnerstag, 26. Januar 2012. 19 bis 21 Uhr

Happening Mittwoch, 25. Januar 14 bis 18 Uhr bis Samstag 29. Januar 14 bis 18 Uhr (an 4 Tagen jeweils von 14 bis 18 Uhr)

Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag . 11 bis 18 Uhr
 

Ort Galerie Kai Dikhas

Aufbau Haus am Moritzplatz . Prinzenstraße 85 D . 10969 Berlin-Kreuzberg

Tel 030. 343 99 309 . Fax 030. 346 636 43 . info@kaidikhas.com . www.kaidikhas.com

U8, Bus M29 Moritzplatz

Pressekontakt Frauke Voß
Tel 030 343 99 308
Email: frauke@kaidikhas.com
 
 
 
 
 
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