Kálmán Várady
GYPSY WARRIORS
14. Juni - 09. August 2013

Kálmán Várady ist ein mit Lust an der Gefahr sehr weit gereister Rom. Nicht weil ihn sozio-ökonomische Zwänge oder ein Klischee dazu drängten: Hier ist das Nomade-Sein Vergnügen, Horizonterweiterung und Lebenseinstellung. In dieser Ausstellung pendeln seine Arbeiten zwischen Objekt, Skulptur, Installation und Fotografie. Die verschiedenen Einzel­objekte gehören thematisch zusammen und bilden metaphorisch die Welt eines Roma-Reisenden ab: Krieger-Statuen, vergoldete Köpfe auf geschwärzten Säulen, eine Ahnen-galerie von Kämpfern mit Namen wie Rukeli, Tenderly, Biebela, Django. Dazu kommen vergoldete Schusswaffenkugeln. Sie sind artifizielle Interpretationen derer, mit denen in Mexiko auf den Künstler geschossen wurde. Vergoldet, verformt und vergrößert, werden sie zu Ikonen, zu mahnenden und vielleicht auch leicht mit Stolz erfüllenden Objekten; denn man war stärker als Tod und Gefahr. Sie stehen auf Sockeln vor einer großformatigen Schwarzweißfotografie mit dem Titel „ Dieveto di caccia“ (it. für Schonzeit). Diese zeigt in Anlehnung an die bis in die heutige Zeit zu Tode gekommenen Sinti und Roma einen Haufen aus Menschenknochen. Überhaupt bezieht Varady sich oft auf Vergänglichkeit und Sterben; die Kugeln versinnbildlichen die Gefahr in der wir uns befinden und mahnen vergoldet an die Kostbarkeit unseres Lebens.

Bedeutsam zum Verständnis von Varadys Arbeiten sind auch sein Humor und seine Ironie, die die verinnerlichte Schwere seiner Arbeiten in ein anderes Verhältnis setzen. Der WARRIOR ist auch eine selbstironische Fiktion, dievergoldeten Kugeln, die seinen Tod hätten bedeuten können, haben eine deutliche humoristische Komponente; denn nur lachend kann man sich vom Tod befreien.

Dominierende Farben der Ausstellung sind Gold und Silber. Gold wird seit Jahrtausenden für rituelle Gegenstände und Kulthandlungen benutzt, es ist Amulett und Talisman, Geschenk und Auszeichnung. Silber ist ein Schutzmetall; es vermag sogar Werwölfe abzuhalten. Immer noch stellt es für einen Teil der Sinti und Roma die finanzielle Sicherheit die „Bank“ die man am Leib trägt dar.

Gold birgt Widersprüche. Denn ebenso wie der Krieger auch für Gewalt, Brutalität und Härte steht, kann Gold Machtgier, Skrupellosigkeit und Menschenverachtung symbolisieren. So zeigt die Ausstellung neben den WARRIORS einen gebrauchten, polimentvergoldeten Fleischerblock, darauf eingestanzt: eine Deportationsnummer. Sie erinnert an die Millionen ermordeten Sinti und Roma – auch an ihr Gold, ihren einzigen Besitz, an dem ihre Schlächter sich bereicherten.

KÁLMÁN VÁRADY . GYPSY WARRIORS
Eröffnung: 13. Juni 2013, 19 - 21 Uhr
Ausstellung: 14. Juni bis 09. August 2013


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