Kiba Lumberg

* 1956 in Lappeenranta/Finnland
lebt und arbeitet in Helsinki

Kiba Lumberg stammt von den finnischen Kale ab, wie die schwedischen und finnischen Sinti und Roma sich selbst nennen (kalo bedeutet „schwarz“ auf romanes). Lumberg ist bekannt für ihre kritische Position im Bezug auf die traditionelle Roma-Kultur. Sie wurde in Finnland 1997 einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als die auf ihrem Drehbuch basierende Mini-Serie Tumma ja hehkuva veri über das traditionelle Leben der Kale im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Lumberg ist neben ihrer künstlerischen aktivitäten auch Politisch tätig.

Im Alter von 13 verließ sie ihre Familie und wuchs auf eigenen Wunsch hin in einem Waisenhaus auf. Viele dieser Kindheitserfahrungen spiegeln sich heute in ihrer Kunst wieder, ihr zentrales Thema ist das „Anderssein“. Sie stellt sich selbst in das Zentrum ihrer künstlerischen Narration und erfindet sich als „Heldin“ in ihren Comis, Gemälden, Installationen und Performances neu. Manchmal, beispielsweise beim Betrachten ihrer Gipsy Comics, gewinnt der Betrachter den Eindruck hier ein bisschen zu viel Selbstmitleid und Selbstreflexion übermittelt zu bekommen. Eine Künstlerin, ausgegrenzt unter den Ausgegrenzten, Künstlerin unter den Nicht-Künstlern, Frau in der Männer- und Väterwelt, Homosexuelle unter dem heteronormativen Mainstream, Finnin am Rande Europas? Aber eben in dieser Position gewinnt Lumberg ihre Vitalität, Universalität und Unabhängigkeit. Lumberg rettet ihr Humor, ihre Selbstironie, ihre Selbstkritik. In ihren zeitgenössischen Comics, die das Leben der Kale sehr subjektiv und ungeschönt darstellen, wagt sie einen neuen weg der oralen Tradition. Der Comic befreit die Erzählweise und den Inhalt des Tradierten. In ihren Tuschezeichnungen erkennt sich der Betrachter in der scheinbar so andersartigen, abseitigen Biografie der Künstlerin wieder, fühlt mit ihr in elenden, komischen und intimen Situationen. Die scheinbare Banalität der Alltagsmomente holen den Betrachter in die Geschichte hinein. Nur als Außenseiterin kann die Künstlerin offenbar einen sowohl persönlichen, als auch objektiven Blick auf unseren Alltag werfen und sich dann wiederum, sozusagen aus sicherem Abstand, auf die Formen und Farben der Roma-Tradition beziehen. Die Tradition der finnischen Roma wird so neben einem Kritikpunkt auch zur Quelle der Inspiration und Identität, ohne ihre persönliche Freiheit zu begrenzen.