Delaine Le Bas, Alfred Ullrich
Künstlerworkshops
09. November 2011
Erinnern für die Zukunft- zwei Künstlerworkshops der Galerie Kai Dikhas

Mit gleich zwei Künstler Workshops rundete die Galerie Kai Dikhas die Eröffnung ihrer aktuellen Ausstellung STOPPING PLACES ab. Die englische Roma Künstlerin Delaine le Bas und der deutsche Sinto Künstler Alfred Ullrich vermittelten ihre Kenntnisse an Schüler aus Menden (Nordrhein-Westfalen) und Berlin.

Am Mittwoch, den 9.11.11 wurde die Druckerpresse im Theater Aufbau Kreuzberg aufgebaut. Die Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule in Kreuzberg waren begeistert. Zum einen waren sie das erste Mal im Aufbau Haus am Moritzplatz, dem neuen Kreativzentrum in Berlin. Zum anderen hatten sie die Gelegenheit, von einem Künstler das Handwerk der Druckgrafik zu erlernen. Zum besseren Verständnis gab es zunächst etwas Theorie. Alfred Ullrich erläuterte die Technik der Kaltnadelradierung und bemerkte, dass neben Edward Munch und Ernst Ludwig Kirchner vor allem Pablo Picasso mit dieser Technik eine neue Art von Kunst geschaffen habe.

Das Ziel des Workshops war, bei den Schülern Freude an der Herstellung von Kunst zu entwickeln und gleichzeitig eine individuelle künstlerische Ausdrucksweise zu ermöglichen. Neben der Ritzung mit der Kaltnadel erlernten die Schüler den Umgang mit der Farbe und der Druckerpresse. Alfred Ullrich entwickelte seine künstlerische Tätigkeit im Zuge seiner Identitätsfindung als deutscher Sinto. Diese Art der Expression möchte er nun vermitteln. „Es berührt mich immer wieder, wie junge Menschen ihre Gefühle und Eindrücke zum Ausdruck bringen“, so Ullrich.

„Erinnern für die Zukunft“ war das Motto des Workshops, das die Schülerinnen und Schüler des Rahel-Varnhagen-Kollegs in Menden am Samstag, den 12.11.11 realisierten. Geleitet wurde der Workshop von der bekannten englischen Roma Künstlerin Delaine le Bas in den Räumen des Theater Aufbau Kreuzberg. Die Künstlerin war Teilnehmerin des ersten Roma Pavillons „Paradise Lost“ 2007 auf der Biennale in Venedig. Im Sommer diesen Jahres zeigte sie ihre Einzelausstellung „Hexenjagd“ in der Galerie Kai Dikhas.

Über 30 Angehörige der Minderheit der Sinti und Roma fielen in Menden dem Holocaust zum Opfer. Bis auf den heutigen Tag existiert keine Erinnerungstafel. Die Opfer sind zumeist Klein- und Schulkinder gewesen. In ihrem Workshop versuchten die Schülerinnen und Schüler den Opfern ein Gesicht zu geben: Mit Fundstücken, die aus dem Besitz der Ermordeten stammen könnten, Kopien der offiziellen Sterbeurkunden, Comic Elementen, die den Abtransport ins KZ illustrieren, und Zeitungsausschnitten, die den heute immer aggressiver werdenden Antiziganismus in Europa thematisieren. Das Varnhagen Kolleg Menden hatte schon auf einer Veranstaltung der Europa Union des Märkischen Kreises in einem Theaterstück auf die Diskriminierung der größten Minderheit in Europa hingewiesen. Für alle Beteiligten war dies eine wichtige Erfahrung, zumal die meisten der Teilnehmer einen Migrationshintergrund haben und Ihnen bewusst ist, dass Gewalt und Progrom unkontrolliert in einer globalisierten Welt täglich ausbrechen können.

Die Galerie Kai Dikhas regte an, die in den beiden Workshops entstandenen Bilder Anfang Dezember im Foyer des Theater Aufbau Kreuzberg auszustellen. Zu dem gemeinsamen Erlebnis der Kunstproduktion erfahren die Schüler eine Aufwertung der eigenen Person, indem sie Teil einer eigenen Ausstellung werden.


Alfred Ullrich mit Schülern der Carl von Ossietzky Schule und Lehrerin


Kaltnadelradierung. Workshop Alfred Ullrich


Delaine le Bas (links) mit einem Schüler und der Leiterin des Ragel-Varnhagen-Kollegs Frau Dr. Schulte


Schülerinnen des Rahel-Varnhagen-Kollegs Menden während des Workshops
(alle Fotos: Copyright Marcus Gründel TP)
 
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